Seid gegrüßt, ihr Lieben!
Ich bin ein Mensch, der gern mal so schaut, wie es früher war, wo ich bin. Zwei interessante Bücher gibt es über Vidaråsen, das eine von 1980 und das andere von 2005. Und ich habe hier eine Kollegin – ja nun nutze ich diesen Begriff doch – die seit 40 Jahren hier ist. Sie kennt noch den alten Stall, der dort stand, wo das heutige Tunet steht. (Auch komisch, denn Tunet heißt Hof…hm)
Sie hat mir auch erklärt, was Vidaråsen bedeutet: Vidar ist ein (relativ) unbekannter nordischer Gott, ein Sohn Thors, der dem Fenriswolf den Kiefer gebrochen hat, damit dieser die Sonne nicht verschlingen kann. Deshalb scheint die Sonne auch heute noch. Wenn auch hier gerade weniger. Und „åsen“ ist eine altmodische Bezeichnung für Hügel oder Anhebung. Also Vidars Hügel. Steiner hat ebenfalls von Vidar/Widar geschrieben, bzw gesprochen. So heißt also das Dorf (Landsby), in dem ich jetzt wohne, lebe und arbeite. Der Hof, der vor dem Dorf da war, hieß „Bakke“ und das ist die Übersetzung für einen Hügel oder eine Erhebung… Das alte Wohnhaus steht heute noch und heißt „Bakkehus“ (Foto oben). Früher wohnten dort auch Dorfbewohner – also Menschen mit Beeinträchtigungen. Heute dürfen nur noch Mitarbeiter dort wohnen, weil die Sicherheit in diesem verwinkeltem und dreimal angebautem Haus nicht gewährleistet werden kann. Ich gebe zu: ich war noch nicht drin.Zum alten Bakke-Hof gehörte außerdem der Stall (an der Stelle steht heute das Tunet mit Matforedling und Meieriet), Smestad, das heutige Kontor, Nedre Bakke und das Hønsehuset (der Hühnerstall). Diese Gebäude stehen heute noch.
1966 wo
llten einige Menschen die Idee von Camphill nach Norwegen holen und hatten diesen Bakke-Hof gekauft. Es gab schon die Töpferei/Bäckerei und die Kerzenwerkstatt. Es reichte aber nicht für etwas anderes. Und es fehlten Familienhäuser für Bewohner und Mitarbeiter mit ihren Kindern. Die Dorfgruppe hatte viele Pläne – es fehlte das Geld.
Nun war es damals so, dass die Abschlussklassen an einem Tag in Jahr Geld sammelten für einen wohltätigen Zweck. Früher waren es meistens Rettungsboote. Aber im Jahr 1966 standen die „russen“ (die norwegische Bezeichnung für Abiturienten) ohne Auftrag da. Ein Brief einer kleinen Gruppe von Menschen erreichte den Russenvorsitztenden. In diesem Brief wurde auf Vidaråsen aufmerksam gemacht. Es fand ein Gespräch statt – und auf dem Tisch stand eine Kerze, die aus Bienenwachs gegossen war. Hier wurde die Idee geboren, dass die Schüler der Abschlussklassen Kerzen verkaufen. Auf Kochplatten wurde in der gesamten Umgebung Bienenwachs geschmolzen und die Kerzenproduktion wurde optimiert. 40000 Kerzen in 2 Wochen. Im ersten Jahr na
hmen die 3500 Russen 180.000 Kronen ein. Und dann wurde das Haus „Ole Bull“ gebaut. So steht es in dem Büchlein von 1980. 
Das Korczak Hus wurde 1979 gebaut – als Seminarhaus. Es wurde nie als solches genutzt. Und auch das Korczak Hus wurde durch die Kerzenaktion der russen finanziert. Heute gibt es so einen Sammeltag nicht mehr.
Seid ganz lieb gegrüßt
Ute
