Mein Bruder hatte mir zwei Esskastanien geschenkt, die hier wachsen dürfen. Nun ist das nicht das beste Klima für wärmeliebende Maronis, aber wir können es versuchen. Zumal sie Mecklenburgisches Wetter gewohnt sind, wenn man das bei 1- und 3 jährigen Bäumchen sagen kann. Hier gibt es viel Wald, der von Armin sehr gut und vorsichtig bewirtschaftet wird. Unser Haus wird tatsächlich größtenteils mit Holz geheizt. Ohne Heizen wird es im Winter nicht wirklich warm. Und wir heizen das Karinshus nebenan gleich mit. Zedem steht in jedem Haus mindestens ein Ofen. Somit gibt es eine Skogengruppe, die zur Zeit auf zwei taffen Mädels besteht, die inzwischen ihren Motorsägenschein haben und auch auf Bäume klettern, um diese zu entasten.
Gut, nun zur Pflanzaktion: eigentlich sollten beide am 30.10- gepflanzt werden, aber in typischer „Vidaråsen-Manier“ tauchte ein Warnband im Erdreich auf – Stromkabel. Gut, dann darf das andere Bäumchen in die Erde. Nun sind die Bodenverhältnisse zu beachten: es braucht genug Tiefe, Breite, Feuchtigkeit und Nährstoffe. Die Lichtverhältnisse, Windrichtung und Frostgefahr. So sind alle Täler eher frostgefährdet als Höhen. Das war mir neu. Aber gut, Armin lebt schon länger hier und kennt die Verhältnisse.
Er sucht nach einem Platz, den er Erdtasche nennt. Hier schaut immer mal der Fels aus der Erde hervor. Und eine Erdtasche hat eine dicke Schicht Erde über dem Fels. Für die kleine Kastanie haben wir einen Platz gefunden und fangen an zu buddeln.
1) das Pflanzloch soll eckig sein, damit die Wurzeln in unterschiedlichen Längen an die Pflanzlochwand stoßen. Und eben nicht wie in einem Blumentopf kreisrund wachsen. Wir haben mit Baumwurzeln zu kämpfen und stoßen dann nach ca 50 cm auf Fels.
2) die Pflanzlochwand soll unten gekehlt sein, d.h. unten soll es weiter werden. Damit die Wurzeln angeregt werden, weiter nach unten zu wachsen.
3) Armin baut eine Steinpyramide in das Pflanzloch, damit alles überschüssiges Wasser abfließen kann. Auf drei großen Steinen legt er eine Steinplatte und kleidet die Pflanzlochwände am Grund mit weiteren Steinen aus. Auf die Steinplatte kommen noch einmal drei Steine und eine Platte.
4) Das restliche Loch wird mit Mutterboden und vorhandener Erde aufgefüllt. Er entsteht ein Hügel. In diesen Hügel wird die Kastanie gesetzt. Auch das Angießen, was im Wald normalerweise entfällt, soll nicht direkt an der Pflanze erfolgen. Auf die Frage, warum der Baum nicht tiefer gesetzt wird, antwortete Armin, dass der Frost auf dem Boden krabbelt und sich die tiefsten Stellen aussucht. Und wenn das gerade die Baumscheibe ist, verbrennt (Gefrierbrand) der Frost die Rinde und schädigt ihn somit.
Damit wünsche ich dem ersten Bäumchen einen guten Start. Möge es wachsen und gedeihen. Aho.
Seid lieb gegrüßt
Ute




